Dienstag, 14. Dezember 2010

Fliegen

Bis vor kurzem war für mich die Fahrt zum Flughafen mit angenehmem Prickeln verbunden. Mit der Vorfreude auf spannende Reisen und erholsamen Urlaub. Auf fremde Kulturen und neue Erfahrungen. Das Einchecken war gleichbedeutend mit dem Abschied vom Alltag. Die Passkontrolle kam mir vor wie ein Freibrief zum Entdecken der Welt, und der Start brachte jeweils nicht nur das Flugzeug sondern auch mich zum Abheben. 

Doch jetzt ist plötzlich alles anders. Das Unbehagen hat bei mir Einzug gehalten. Ist in mein Bewusstsein eingedrungen. Ohne konkreten Grund, ohne logische Erklärung. Das angenehme Prickeln hat sich in Nervosität verwandelt, das Wegfliegen sorgt für  Herzklopfen und die Landung für einen trockenen Mund. 

Bin ich früher voller Gottvertrauen mit jeder Fluggesellschaft gereist, habe ich heute eine erklärte Vorliebe für die helvetische Nationallinie. Stehe ich Todesängste aus, wenn ich fremdgehen muss. Zum Beispiel mit einer Drittwelt-Airline. So wie damals in Afrika, als wir an Bord einer zwölfplätzigen Maschine zu einer abgelegenen Lodge fliegen wollten.

Am liebsten hätte ich da schon auf dem Flughafen rechtsumkehrt gemacht. Das tat dann der Pilot, nachdem wir fünf Minuten in der Luft waren. Er habe soeben vom Tower den Befehl zur Umkehr erhalten. Derweil wir bedrohlich tief über nicht enden wollenden Sumpflandschaften kurvten, schloss ich innerlich mit meinem Leben ab. Es musste ja mal passieren.... 

Natürlich passierte nichts. Außer, dass wir noch sechs Passagiere mitnehmen mussten. Es passierte auch nichts, als wir eine Stunde später die Landung abbrechen mussten, weil bereits ein Flugzeug auf der Piste stand und ebensowenig geschah, als wir bei der Rückkehr mit einer klapprigen DC-3 durch einen Sturm holperten. Bleibt zu hoffen, dass uns das Glück weiterhin hold ist. Dass die Ängste dem Vertrauen weichen und auch ich wieder sagen kann: Nur Fliegen ist schöner.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen