Dienstag, 14. Dezember 2010

Zweitsprache

Zugegeben, es hat viele Vorteile, Kinder auf einer Mittelmeer-Insel heranwachsen zu lassen. Jugendjahre ohne Hektik und Stress, eine Kindheit, abseits von Großstadt-Kriminalität und Psychoterror, eine kosmopolitische Umgebung und ein Bildungsangebot für jeden Geschmack. 

Was, zum Kuckuck, will man eigentlich mehr? 
Schließlich kriegt nicht jeder Knirps so ganz nebenbei noch ein paar Sprachen mit. Müssen andere hart arbeiten, um sich im Urlaub mit halbwegs verständlichen Sätzen durchzuschlagen. Nicht so Residenten-Kinder.

Mein Sohn, zum Beispiel, kam mit neun auf die Insel. Sein Deutsch war dasjenige, eines kleinen Schweizers, Englisch kannte er allenfalls von TV-Comics und Spanisch kam ihm ziemlich spanisch vor. 

Eine Internationale Schule brachte den hautnahen Kontakt mit Fremdsprachen: Unterricht in Englisch, war angesagt, Deutsch und Spanisch kamen als weitere Fächer dazu. Ein paar Jahre später weiß er sich mitzuteilen. In verschiedenen Sprachen, versteht sich. 

Im Normalfall tönt dann das etwa folgendermaßen: „Hoi, wie goht‘s, I‘m fine, el próximo sábado me iré a la fiesta de mi amigo....“ Nicht dass er dabei eine Ausnahme wäre. Seine Freunde hüpfen frischfröhlich zwischen Eng- lisch und Spanisch hin und her, so beweglich und gewandt, als hätten sie statt Köpfen geistige Gummibälle auf den Schultern. 

Die Stunde der Wahrheit schlägt dann, wenn die Abschlussexamen anstehen. Prüfungsfach Spanisch, wird unter dem Schwierigkeitsgrad „Zweitsprache“ abgelegt. Die Muttersprache Deutsch würde am liebsten als
„Drittsprache“ klassiert. Und Englisch, die Sprache, in der beinahe der gesamte Schulunterricht statt gefunden hat? Mit de Argument "ich bin ja schließlich kein Engländer¨ ist auch das klar. Jetzt endlich begreife ich, was mein Sohn wirklich spricht: Zweitsprache natürlich.

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